64 Jahre immer im selben Verein – ein Schiedsrichter mit Superlativen
Am 12. Dezember ist der Geraer Karl-Heinz Biel 80
Gera. Er ist nicht nur das älteste, sondern auch das dienstälteste Mitglied der Abteilung Fußball von OTG 1902 Gera. Seit dem 10. Februar 1957 gehört er den Ostvorstädtern an, die damals BSG Einheit, später BSG und TSG Metall Gera hießen. Am gestrigen Sonntag wurde der ehemalige Spieler, Schiedsrichter und Funktionär Karl-Heinz „Charly“ Biel 80 Jahre alt. Der gebürtige Geraer spielte aktiv bei Motor Süd und Dynamo im Nachwuchs, später bei Motor RFT und Motor Mitte, bei Einheit und Metall und am Ende der Laufbahn bei den Alten Herren von Metall und der Geraer Schiedsrichter-Auswahl. Bis zum 8. Januar 1977 ließ sich „Charly“, wie er nur gerufen wird, beim späteren DDR-Oberliga-Schiedsrichter Matthias Müller (heute 70 Jahre alt) als Schiedsrichter ausbilden und erhielt seinen ersten Schieri-Ausweis vom damaligen Bezirks-Schiedsrichterobmann Wolfgang Fleischer aus Saalfeld im Januar 1978. Wiederum ein Jahr später wurde der gelernte Maurer Mitglied in der Schiedsrichterkommission des Kreisfachausschusses Fußball Gera-Stadt und deren Ansetzer. Diese Funktion besetzte der seit 57 Jahren verheiratete Familienvater einer Tochter und eines Enkels bis 30. Juni 2010. Ein weiterer Superlativ, den der Nestor der Geraer Schiedsrichtergilde für sich beanspruchen kann, über 31 Jahre Ansetzer gewesen zu sein. Als solcher nahm er natürlich an allen monatlichen Pflichtschulungen teil, die in den Sportheimen der Ossel, im Südbahnhof oder Zwötzen stattfanden. Dort bekamen die Referees des Stadtgebiets meist ihre Postkarten mit den nächsten Ansetzungen übergeben. Wenn einer nicht anwesend war, steckte ihnen Ansetzer Biel die Ansetzungskarte persönlich in den Hausbriefkasten, um selbst die 5-Pfennig-Briefmarke auf der Drucksache-Postkarte zu sparen. Es gibt noch einen weiteren Superlativ: Charly Biel ist heute noch sportlich aktiv. Nicht nur auf dem Fahrrad, mit dem er während der Corona-Zeit, in der keine Schulungen stattfinden konnten, einmal 39 SR-Zeitungen an seine Kollegen zwischen Aga und Liebschwitz ausfuhr, sondern auch auf und am Spielfeld. Er amtiert noch heute aktiv als Assistent in der Kreisliga oder als Referee bei Kleinfeldspielen, ist aber wegen einer Operation noch außer Gefecht gesetzt. Einen Lehrgang für Schiedsrichter-Lehrer absolvierte der drahtige Fußballer 1982 in Greiz und erhielt 1994 das Zertifikat als Schieri-Beobachter. Die Unparteiischen, die Karl-Heinz beobachtet hat, dürften es bei ihm aber nicht leicht gehabt haben. Der dienstälteste Geraer Referee ist nämlich akribisch und gewissenhaft bis ins Detail. So weiß er auch genau, dass am 3. September 2000 sein 1000. Spiel als Schieds- oder Linienrichter war und dass er es bisher auf 1708 Einsätze gebracht hat. Jede Auszeichnung, jedes Präsent, jede Urkunde und jede Ehrennadel kann er mit Datum und Ort der Übergabe nachweisen. Die goldene Ehrennadel des DDR-Fußball-Verbandes 1989, die NOFV-Verdienstnadel 2001, NOFV-Bronze 2008, aber auch Verdienter Schiedsrichter im KFA Ostthüringen 2016 und die Bronzenadel seines Vereins, wo er auch viele Jahre Obmann war, im Jahr 2000, sind die herausragendsten Würdigungen eines herausragenden Funktionärs. „Sobald es nach meiner Leisten-Operation wieder möglich ist, versuche ich wieder mit zu machen und den Ansetzern zu helfen“, gibt der jetzt 80-Jährige einen Ausblick auf die weitere Tätigkeit.
Beitrag und Foto: Manfred Malinka
Foto: Der damals 79-jährige Schiedsrichter Karl-Heinz Biel hat während des Lockdowns 39 Schiedsrichter-Zeitungen mit dem Fahrrad in Gera an den Mann gebracht.
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